SZENEN
Prolog
1. Geschicht’ „Tylls Geburt“ 1. – 3. Teil
1. Intermezzo
2. Geschicht’ „Der junge Tyll“ 1. – 3. Teil
2. Intermezzo
3. Geschicht’ „Tyll und Nele“
3. Intermezzo
4. Geschicht’ „Tyll und des Spitalmeisters Gier“ 1. – 3. Teil
4. Intermezzo
5. Geschicht’„Tyll und der Büttel“ 1. – 2. Teil
5. Intermezzo
6. Geschicht' „Tyll und der Flug zum Mond“ 1. – 3. Teil
Epilog
ROLLEN
Cornelis Spindelius – Direktorius circensis maximus
Trommler
Marktweiber:
Adelhild – Tuche und Wolle
Diethild – Körbe und Töpfe
Liebhild – Brot und Kuchen
Mechthild – Fleisch und Wurst
Osterhild – Blumen und Gemüse
Reinhild – Milch und Eier
Meusewin – Straßenbengel
Doktor Heske Sauerbruch - Arzt
Wedelmeyer – Pfaffe
Ysentrud – Hebamme
Jost – Tylls Vater
Gertrudis – Tylls Mutter
Tyll Ulenspygel
Anselm von Ochsenstein – Graf
Ulla – seine Tochter
Bartel – Büttel
Max – 1. Dieb
Felix – 2. Dieb
Nele Visbek
Hugo – Gastwirt „Zum Stern“, Neles Vater
Dyksterhus – Spitalmeister
Fenna - Krankenschwester
1-7 - Besatzung und Passagiere der „Titanic“
PROLOG
Trommler
Hört, hört, ihr Leut’! Wir erzählen von einem, der
die Weisheit der Eule und die Einfalt der Menschen besaß.
Der von Ort zu Ort zog und seinen Mitbürgern einen Spiegel
vorhielt. Hört, ihr Leut’, wir berichten von einem, der Tyll
Ulenspygel genannt!
Cornelis Als man
zalt von Christi Geburt 2009 bin ich, Cornelis Spindelius, Direktorius
circensis maximus, durch ezliche Personen gebetten worden, daz ich dise
Historien und Geschicht ihn zulieb soll zesamenbringen und
verzähln, waz vorzeiten ein behend listiger und durchtribener
Burensun getriben und gethon hat in tütschen und welschen Landen,
genant Tyll Ulenspygel.
Trommler Ich versteh kein Wort!
Cornelis Dummer
Drummer! Das war altdeutsch! Nun gut - auch die von euch, die noch in
keinem Zirkus waren, werden sicherlich wissen, was ein Clown ist und so
treibt. Besinnt ihr euch? Clowns sind lustige Burschen, die recht bunt
und ausgefallen kostümiert sind, und ständig etwas falsch
machen, sodass die Zuschauer sich vor Lachen die Tränen aus den
Augen reiben und sich fast überkugeln. Und nun stellt euch vor, so
ein Bruder Lustig ginge einfach aus dem Zirkus fort und wanderte so mir
nichts dir nichts in die Welt hinein. Was würde er anstellen?
Trommler Unfug!
Cornelis Bitte?
Trommler Unfug würde er anstellen, nichts als Unfug!
Cornelis Richtig,
und dann müsste er weiterwandern, weil die Gelackmeierten es ihm
übel nehmen würden. Glaubt ihr, dass es solch einen
merkwürdigen Menschen gegeben haben hat? Nein? Doch, es hat ihn
gegeben, ich schwör! Es ist natürlich schon ein paar
Jährchen her. Aber es hat ihn gegeben: Tyll Ulenspygel wurde er
genannt, oder wie wir heute sagen würden Till Eulenspiegel. Till
war nicht nur einer der berühmtesten Clowns aller Zeiten, sondern
auch einer der ungewöhnlichsten, weil er eben nicht im Zirkus
auftrat, sondern mitten im normalen Leben.
Trommler Wer ist denn schon normal?!
Cornelis Sehr
richtig! Also, die Schlauen der Normalen nahmen Tyll seine Streiche
nicht weiter übel, sondern lachten über ihn und ließen
ihn seiner Wege ziehen. Andere Normale wurden schreckliche böse
und wollten sich an ihm rächen. Das aber bekam ihnen nicht gut!
Tyll war einfach zu schlau und führte sie an der Nase herum, bis
ihnen Hören und Sehen verging.
Trommler Einer lachte immer als Letzter, und das war Tyll.
Cornelis Wie wahr,
wie wahr! Es gibt so viele Geschichten über Tyll Ulenspygel, wie
es geizige und gierige Menschen auf dieser Welt gibt. Alle können
wir nicht erzählen, aber von einigen seiner merk- und
denkwürdigen Abenteuer wollen wir hier und heute berichten.
Schon Tylls Taufe war außergewöhnlich, der Arme wurde dreimal getauft.
Trommler Vielleicht wurde er deshalb ein so komischer Vogel.
Cornelis Schon
möglich, schon möglich. Geboren wurde er allerdings nur
einmal. Und da soll unsere Geschichte heute beginnen. Unnd ende damit
mein Vorred und gib den Anfang Tyll Ulenspygels Geburtt mit Zulegung
köstlicher Fabulen und Historien.
Trommler
Hört, hört ihr Leut! Wir erzählen von einem, der in die
Welt geworfen und dreimal getauft wurde! Hört, ihr Leut’,
wir berichten von einem, der Tyll Ulenspygel genannt:
1. GESCHICHT’ „TYLLS GEBURT“
1. Teil
(Die Marktweiber
sitzen vor ihren Ständen und faulenzen. Plötzlich kommt ein
kleines Kind stellt sich in einiger Entfernung auf und versucht sich
bemerkbar zu machen. Erst nach einiger Zeit reagiert Adelhild unwirsch.)
Adelhild Meusewin,
was willst du. Du Lümmel, merkst du nicht, dass du uns in unserer
wohlverdienten Ruhe störst
Meusewin Liebe Frau Adelhild, ich weiß was
Adelhild Bemerkenswert
Meusewin Ich weiß etwas, was sie nicht wissen
Adelhild (lacht) Du willst etwas wissen, was wir Marktweiber nicht wissen.
Meusewin Doch, doch. Wenn ich es doch sage
Adelhild Lachhaft, wir wissen schon von Sachen, die sind noch gar nicht geschehen
Meusewin Einen Kreuzer
Adelhild Ach, darum geht’s, um Geld - du könntest mein Sohn sein
Meusewin Einen Kreuzer, wenn sie’s nicht gewusst haben. Wenn doch..
Adelhild Wenn doch, trägst du mir eine Woche meine Tuchballen nach Hause
Meusewin Eine Woche? Einen Tag
Adelhild Na gut,
du Schlingel! Einen Tag, abgemacht. Welche Nachricht ist so frisch,
dass ich sie noch nicht weiß und die einen Kreuzer wert sein soll?
Meusewin Frau Ulenspygel kennt ihr doch
Adelhild Die
Gertrudis. Na, aber sicher, wer kennt die nicht, die hat die dicksten
Kartoffeln in der ganzen Gegend
Meusewin Frau Ulenspygel... ist gesegneten Leibes
Adelhild Wat?
Meusewin Sie ist schwanger
Adelhild Wat ist sie?
Meusewin Frau Ulenspygel bekommt ein Kind
Adelhild Ne, also wirklich?
Meusewin Wenn ich’s doch sage. Meinen Kreuzer (streckt Hand aus)
Adelhild Und woher willst du das wissen, du Schlaumeier
Meusewin Ich war heute morgen beim Doktor Heske Sauerbruch. Da hab ich’s aufgeschnappt
Adelhild Beim Heske Sauerbruch? Na, der wird’s wohl wissen
Meusewin Bekomm ich jetzt meinen Kreuzer
Adelhild Und wenn
du gelogen hast, dann bin ich die angeschmierte! Ne, ne, sei lieber
froh, dass ich dem Doktor nicht erzähle, dass du ihn belauscht und
seine Geheimnisse weiterverkaufst. Und jetzt verschwinde, bevor ich dir
nicht den Allerwertesten versohle, dass dir Hören und Sehen vergeht
Meusewin (dreht ihr eine Nase und lässt im Abgehen etwas mitgehen)
Adelhild
Diebgesindel, wenn ich dich erwische, du, du, du... (rennt hinter
Meusewin her, außer Atem, aber wichtigtuerisch wieder auf)
Meine Damen, ich habe ihnen etwas neues wichtiges mitzuteilen
Marktweiber Nicht jetzt!
Adelhild Meine Damen, äußerst wichtig
Marktweiber Nicht stören!!
Adelhild Meine Damen, von höchster Wichtigkeit
Marktweiber Wir entspannen!!!
Adelhild Außerdem ist es die neuste Neuigkeit, von der noch keiner was weiß
Marktweiber (alle hoch) Wirklich?!
Adelhild Wirklich richtig wirklich
Diethild Und worauf wartest du dann
Liebhild Erzähle, aber hurtig, hurtig
Mechthild Ich platzte vor Neugierde
Osterhild Gnade, Adelhild, erzähl
Liebhild Sei doch nicht so grausam mit uns
Adelhild Na dann kommt her. Stellt euch hier nebeneinander. Frau Ulenspygel...
Marktweiber Die Gertrudis?
Adelhild Ja, die mit den Kartoffeln, bekommt...
Marktweiber Bekommt...
Adelhild ... ein Kind
Marktweiber Nein!
Adelhild Doch!
Marktweiber Uiiijh!
Diethild Wie ist das denn passiert?
Liebhild Ein Kind?
Mechthild Oha!
Osterhild Einfach so?
Reinhild Das is’n dickes Ding!
Marktweiber Woher weißt du, Adelhild?
Adelhild Na ja, man hat so seine Beziehungen und Informanten
Sauerbruch (auf) Aus dem Wege, hinfort, ihr Weiber, ich muss zu einer Niederkunft
Marktweiber Wohin?
Sauerbruch Zu einer Geburt, ihr ungebildetes Pack
Diethild Hehe, Herr Doktor, so redet man aber nicht mit seinen Patienten
Liebhild Genau, so dusselig sind wir auch wieder nicht.
Mechthild Wir sehen zwar so aus... besonders die (zeigt auf Osterhild)
Osterhild Mechthild, was hältst du von einer mächtigen Backpfeife, du Pfeife
Reinhild Jetzt bitte keine Streiterein!
Sauerbruch Ja wirklich, ein Kind schickt sich an das Licht der Welt zu erblicken und ihr streitet hier rum
Wedelmeyer Lasst mich durch, im Namen Gottes lasst mich durch! Ich muss zu einer Taufe, dringend
Marktweiber Taufe? Bei wem denn?
Wedelmeyer Bei Ulenspygels
Alle Ulenspygel?
Sauerbruch Aber das Kind ist doch noch gar nicht geboren!
Marktweiber Eben
Wedelmeyer Noch nicht? Aber ich hatte da so eine Eingebung
Sauerbruch Die Eingebung hieß doch sicher Hunger und Durst
Diethild Ja, bei Feiern und beim Trinken, siehst du meist den Pfaffen winken!
Wedelmeyer Gotteslästerung!
Marktweiber Ab in die Hölle!
Sauerbruch Und hab ich Recht?!
Wedelmeyer Sicher, sicher. Woher wisst ihr, Herr Doktor?
Sauerbruch Hab studiert in fernen Landen
Wedelmeyer Oho
Marktweiber Ein Studierter, oho
Bartel (auf, hinter ihm Meusewin, der sich versteckt) Was ist hier los? Was soll dieser Auflauf?
Liebhild Gertrudis Ulenspygel bekommt ein Kind
Bartel Nein, was du nicht sagst. Seit wann denn?
Mechthild Seit vorhin
Osterhild Wusstet ihr das schon
Bartel Nein, also nein
Reinhild Aber wir!
Sauerbruch Ich muss jetzt dahin, Geburtshilfe leisten
Bartel Aber ihr habt doch Angst vor Blut
Wedelmeyer Ach wirklich, Herr Doktor?
Sauerbruch Wenn ich ehrlich sein soll, ein wenig schon. Liegt in der Familie, ist erblich, ihr versteht
Bartel Und warum schickt ihr dann nicht nach der Ysentrud?
Sauerbruch Ysentrud, die Hebamme?
Wedelmeyer Guter Einfall
Marktweiber Na, dann aber los!
Bartel Meusewin? Wo ist er denn wieder, dieser Läusebengel
Meusewin (kaut mit vollen Backen) Hier bin ich, gestrenger Büttel
Bartel Meusewin, geschwind, lauf er und schick nach der Hebamme Ysentrud. Frau Ulenspygel bekommt ein Kind!
Meusewin Aber die ist doch schon seit Stunden da
Sauerbruch Vielleicht ist das Kind schon auf der Welt
Wedelmeyer Wir sollten hingehen
Adelhild Wir auch... oder?!
Marktweiber Nichts wie los!
Bartel Alles mir
nach! (alle ab, Büttel vorweg. Meusewin kommt noch mal
zurück, klaut einen Apfel, Büttel wieder auf)
Bartel Hab’
ich’s mir doch gedacht! Meusewin, du abgebrühter Schlingel!
Warte nur, wenn ich dich kriege! (beide rennend hintereinander ab)
PRESSE 1
Rheinische Post vom 8.12.2009
PRESSE 2
RHEINISCHE POST vom 15.12.2009
Ein Schelm mit Narrenkappe
Die Tradition des Weihnachtstheaters an der Ernst-Barlach-Gesamtschule lebt. Diesmal studierten die Jungen
und Mädchen das Stück "Tyll Ulenspygel" von Jochen Gerberding ein und boten schelmische Unterhaltung.
VON CHRISTINA GROLMUSS
Dinslaken Die Ursprünge des Weihnachtstheaters an der Ernst-Barlach-Gesamtschule
reichen bis ins Jahr 1994 zurück. Damals wurde das Stück "Ein
Weihnachtsmann kommt selten allein" aufgeführt. "Tyll Ulenspygel"
– Eine ganze Milchstraße von Einfällen" ist die 15. Inszenierung.
"Hört
hört, ihr Leute. Wir erzählen von einem, der die Weisheit der
Eule und die Einfalt der Menschen besaß..." Gemeinsam mit den
jungen Darstellern hat Regisseur und Lehrer Jochen Gerberding die
allseits bekannte Figur des Till Eulenspiegel in den Mittelpunkt des
neuen Weihnachtstheaters gestellt.
Bereits zum 15. Mal läutete die Ernst-Barlach-Gesamtschule damit
die winterliche Spielzeit ein. Eingeladen waren zunächst die
Schüler der dritten und vierten Klassen der umliegenden
Grundschulen. Eine öffentliche Aufführung findet heute um
18.30 Uhr in der Aula der Schule statt.
Jeder kennt
die von Mythen und Spekulationen umgebene Figur der deutschen
Literaturgeschichte. Wenn nicht aus Büchern, dann doch zumindest
aus Redensarten. In seiner äußeren Erscheinung meistens als
Narr dargestellt, begreift der kluge Till wesentlich mehr vom Leben und
seinen Tücken als es den Anschein macht. So haut er die Leute in
seiner Heimatstadt gern und auch stets erfolgreich in die Pfanne. Man
sagt, er halte den Menschen ihre eigene Dummheit wie einen Spiegel vor
Augen. Daher leitet sich vermutlich auch sein Name ab.
Das von
Jochen Gerberding verfasste Stück "Tyll Ulenspygel – Eine
ganze Milchstraße von Einfällen" erzählt mit viel Humor
von Till, gespielt von Nikolas Hemming, und seinen einfallsreichen
Streichen. Schon bei der Geburt ziert das Haupt des Jungen eine bunte
Narrenmütze mit vielen Zipfeln dran. Seinen ersten Schabernack
treibt der Kleine bereits aus dem Kinderwagen heraus: Er bespritzt den
Grafen und seine Tochter mit einer Wasserpistole.
In seinen
Dialogen lässt Jochen Gerberding gerne Anspielungen auf die
heutige Zeit in den sonst eher alten Erzählstoff einfließen.
Marktfrauen, die über eine Abwrackprämie für alte
Töpfe diskutieren, ein Flügel verleihender Energydrink sowie
Musik aus dem Off von Michael Jackson und Celine Dion – all diese
Elemente bauen seine jungen Schauspieler geschickt in ihr Spiel ein und
sorgen damit für Lachsalven im Publikum.
Die Handlung wird aber
nicht nur auf der Bühne in Szene gesetzt, sondern außerdem
musikalisch von der Rockband-AG "O'l Mirror" unter der Leitung von Lutz
Weigang live unterstützt. Zwischen den Szenen erzählen die
drei Sängerinnen Marva Hardel, Laura Tuchtenhagen und Luisa
Conrads von Tills Eigensinn, seinen Streichen und seiner großen
Liebe Nele.
Spieltechnisch
werden die einzelnen Charaktere gelungen dargestellt und die Geschichte
schön rund erzählt. Tänze innerhalb des Stückes
verleihen einzelnen Szenen Nachdruck und lockern das Spiel auf.
Besonders beeindrucken konnte die Figur des Cornelis Spindelius,
gespielt von Maya Spelleken. Mit frechem kölschen Akzent leitete
sie das Stück ein und trat auch zwischendurch immer wieder in
Erscheinung, um die nächsten Szenen anzusagen.
Insgesamt eine erfolgreiche Darbietung, die mit einer Dauer von zwei Stunden zwar lang, aber nicht langweilig ist.
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PRESSE 3
NRZ vom 16.12.2009
INFO - zur Vorbereitung kann der gesamte Text per e-mail angefordert werden!