NRZ vom 8.Juni 1998
Frivol, lustig, unheimlich
Theaterworkshop der VHS fand gute
Resonanz beim Publikum
Dinslaken. Wahre Schauspielkunst zeigte am Samstagabend
der Theaterworkshop der Volkshochschule in der Aula der EBGS. Unter dem
Namen "Ählf (und einer heißt Jochen)" präsentierten die
jungen Schauspieler dem erwartungsvollen Publikum ein Programm mit dem
Titel "Sitz-und andere Gelegenheiten oder Abgesessen oder Stuhlgänger".
Und diese Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Von frivolen
über lustige bis hin zu unheimlichen Elementen hatten die einzelnen,
teils selbstgeschriebenen Szenen alles enthalten, was zu einem guten Theaterstück
dazugehört. Doch auch das beste Werk kann erst richtig zur Entfaltung
kommen, wenn es von den Akteuren entsprechend dargestellt wird. Und das
taten die Hobby-Schauspieler im Alter von 15 bis 34 Jahren so fabelhaft,
daß die Zuschauer nur staunen konnten.
Da brachte Daniel Urban in einer Szene Andrea Pudlich mit der Frage
"Hast du was?" so zur Weißglut, daß sie sich schließlich
so verhielt wie er es von ihr erwartet hatte. Hier hat sich der eine oder
andere Zuschauer sicherlich wiedererkannt. Einen ganz anderen Eindruck
machte hingegen der Monolog von Frederik Geisler, der einem unsichtbaren
Wesen klarzumachen versuchte, daß jedes Lebewesen nur ein Dreckwechsler
ist:
"Die Nährstoffe holt es sich raus und scheißt aus, was
es nicht braucht. Der wahre Messias wird weder Mund noch Arschloch haben!"
Jochen Gerberding, Lehrer an der EBGS, leitete den Theaterworkshop
an der VHS und war von dem gezeigten Ergebnis selber überwältigt:
"Ich wollte kein Schülertheater im herkömmlichen Sinne auf die
Beine stellen, sondern es sollte etwas wirklich ansehnliches dabei herauskommen.
So haben wir vorher ein halbes Jahr Schauspieltraining gemacht, bevor wir
an ein richtiges Stück herangetreten sind." Und das hat sich offensichtlich
bezahlt gemacht. Die Mimik und Sprechakte aller Darsteller (Dagmar von
Forstner, Ilka von Forstner, Frederik Geisler, Jörg Höllerich,
Britta Kappel, Claudia Koall, Dustin Peters, Andrea Pudlich und Daniel
Urban) waren so eindrucksvoll, daß man ihnen ihre Rollen sofort abnahm.
Das Publikum bedankte sich bei dem Ensemble für den unterhaltsamen
Abend mit verdientem langanhaltenden Applaus.