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JANOSCH STEUWER ZUR ERÖFFNUNG

"Bei den Vorbereitungen zu diesem Tag, der unter dem Motto steht:
"Nein sagen! Schülerinnen und Schüler gegen Rechts!"
kamen öfter Kommentare wie:

Ob das nicht besser "Gegen Rechte Gewalt" heißen müsste.

Ich will das hier aufgreifen und erklären, warum wir diesen Tag gemacht haben. Der Titel "Schülerinnen und Schüler gegen Rechts" ist schon richtig gewählt, weil sich dieser Tag nicht ausschließlich gegen rechte Gewalt richtet. Wie uns in den Vorbereitungen immer klarer geworden ist, haben wir in Dinslaken zur Zeit Gott-sei-dank keine militante rechte Szene. In Dinslaken haben wir etwas, was meiner Meinung nach viel schlimmer ist, weil es häufiger auftritt und nicht so klar auszumachen ist. Ich meine den latenten Alltagsrassismus. Ich glaube nicht, dass hier jemand im Saal ist, der sie nicht kennt: die Witze über "Türken" oder Frauen, die Sprüche über die "Penner" oder "Behindis", die Hakenkreuzschmierereien in den Toiletten, die Stammtischparolen in den Kneipen oder gar die Kneipen, in die sowieso kein "Gesindel" reinkommt.

Wie oft bekommt man das mit und denkt sich nicht dabei oder traut sich nichts zu sagen, weil das doch der oder die gesagt hat.

Doch was erzeugen diese Sprüche ? Sie erzeugen ein Klima,, das auch nicht vor der Presse oder der Politik halt macht. Im Herbst war in einer der örtlichen Tageszeitungen folgende Überschrift zu lesen: "Kampf unter Türken bis aufs Messer". Diese Überschrift, bei der sich viele sicher nichts gedacht haben, greift genau das auf, was die Rechten als moralische Unterstützung sehen. Hier tritt etwas auf, was typisch ist für rassistisches Denken. Mit den Worten "unter Türken" tritt eine Pauschalisierung ein, derer sich auch Rechte bedienen. Solche Verallgemeinerungen diskriminieren leicht ganze Bevölkerungsgruppen, ein Bild schleicht sich in die Gedanken ein.

Diese Sprüche und Vorfälle zeigen, dass es auch bei uns einen latenten Rassismus gibt. Es sind nicht die rechte Gewalt oder der Rechtsextremismus, die das Problem in Dinslaken und Deutschland sind, sondern die Unterstützung, die aus der breiten Masse kommt. Ein Klima, in dem Stammtischparolen und Türkenwitze unwidersprochen bleiben bietet den Nährboden für Rechtsextremismus und Neofaschismus.

Natürlich richtet sich der Tag auch gegen die rechtsextreme Gewalt, aber nicht nur. Denn die Gewalt zu verhindern ist nur möglich, wenn man ihr die Grundlage entzieht.

Es ist keine Frage, dass wir und gegen alle diese vermeintlich Stärkeren stellen, die auf Ausländer einprügeln oder Brandsätze schleudern. Aber sind diese Leute wirklich stark?

Stark sein heißt für mich offen zu sein, andere und anderes anzunehmen, und es heißt, selbstkritisch zu sein. Stärke ist nicht nur körperlich, sondern auch eine Sache des Kopfes.

Das soll nicht heißen, dass ich keine Angst vor diesen Leuten habe. Die habe ich nämlich sehr wohl! Aber ich halte diese Angst nicht für etwas Negatives. Angst beschützt einen davor leichtsinnig zu werden, Dinge zu tun, die wirklich gefährlich werden können. Zu etwas Schlechtem wird sie erst, wenn sie überhand nimmt und das Handeln bestimmt.

Wenn es soweit ist, dass wir uns nicht mehr trauen, den Mund auf zu machen, wenn Stammtischparolen fallen, oder einzuschreiten, wenn Nazis Ausländer anmachen, ist es zu spät.

Deshalb nehmt diesen Tag zum Anlass, nächstes Mal deutlich "Nein!" zu sagen.

Nein, wenn nächstes Mal euer Kumpel Judenwitze reißt.

Nein, wenn ihr da nächste Mal mitkriegt, dass eure ausländische Freundin beim Bäcker nicht dran kommt.

Nein, wenn ihr mit kriegt, dass Leute über die Penner herziehen.

Nein, wenn ihr seht, wie Nazis Ausländer anmachen.

Sonst ist es bald zu spät!

Ich danke euch!"