Rheinische Post v. 10. Juni 1998

Literaturkursus der EBGS führte "Der eingebildete Kranke" auf
Die Akteure hatten immer den passenden Spruch auf den Lippen

DINSLAKEN. Was heißt eigentlich krank sein? Das fängt doch schon beim Mundgeruch an. Hinzu kommen Blähungen, Kopfschmerzen und andere "Wehwehchen". Mit einem Wort, es ist ein Dahinsiechen ohne Ende. Doch am schlimmsten sind die Simulanten, die nur vorgeben krank zu sein. Zu diesen Zeitgenossen zählt auch Argan, der Hauptdarsteller in Moliers "Der eingebildete Kranke". Diese Komödie übers Kranksein, über Symptome, Medikamente und die Liebe gab es in der Ernst-Barlach-Gesamtschule (EBGS) zu sehen. Aufgeführt wurde das Stück von dem Literaturkursus der Jahrgangsstufe zwölf unter der Leitung von Daniela Barchert und Jochen Gerberding.

Für Argan, gespielt von Georg Brörmann und Sebastian Sternal, gibt es nichts Wichtigeres, als seine täglichen Spülungen und Einläufe. Er tyrannisiert nicht nur seine Frau und seine beiden Töchter mit seinem lächerlichen Gehabe, sondern ganz besonders sein Hausmädchen, gespielt von Ekin Yilmaz. Die kann die ewige Nörgelei ihres Herren einfach nicht mehr ertragen und hat sich ständig mit ihm in der Wolle. Die einzigen, die mit dem Quälgeist noch etwas anfangen können, sind sein Arzt und der Apotheker. Sie schlagen kräftig Profit aus ihrem "besten" Patienten.

Publikum applaudierte

Argan beabsichtigt, seine Tochter Angelika, gespielt von Derya Toprak, mit dem trotteligen Neffen seines Hausarztes zu verheiraten. Denn der Zukünftige studiert Medizin. Doch seine Tochter ist bereits in einen anderen verliebt, und so nimmt das Schicksal seinen Lauf. Auch wenn es am Anfang einige Probleme gab, so hatten die Akteure doch immer den passenden Spruch auf den Lippen.

Verliehen doch diese kleinen Patzer dem Stück gerade seinen Charme. "Dadurch zeichnet sich eben gutes Theater aus", meinte Jochen Gerberding. "Nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern weitermachen." Und so wurde aus der "peinlichen" Situation meist ein Riesenlacher, den das Publikum mit tosendem Applaus belohnte. Und selbst Dolly Buster oder Modern Talking fanden in der modernen Inszenierung ihren Platz. Besonders gelungen war der Auftritt des zukünftigen Ehemanns, gespielt von Oliver Meis. Wie der ständig an seiner Hose herumzupfte und es nicht schaffte, sich vernünftig auf einen Stuhl zu setzen, war einfach glänzend gespielt.

Knapp zwei Stunden dauerte die Inszenierung für den sich der Literaturkursus zweimal pro Woche über ein dreiviertel Jahr getroffen hatte.

DIRK WEBER