NRZ vom 17. Juni 2005
Dramatisch, fesselnd und begeisternd
BIANCA WALTHER
DINSLAKEN. Von Schiller keinen Schimmer? Von wegen! 200 Jahre
nach seinem Tod gerät der Dichter nicht in Vergessenheit. Anlässlich
des Schiller-Jahres vereinigten sich die Voerder Buchhandlung Daniel &
Haibach, die R(h)ein-Kultur-Welt und die Ernst-Barlach-Gesamtschule. Das
Ergebnis war eine Inszenierung von „Kabale und Liebe", die am Mittwoch
und Donnerstag in der Aula der EBGS vom Literatur- und Musikkurs der Stufe
12 präsentiert wurde.
„Die Schüler konnten das Stück alleine zusammenstellen",
erklärte der Literaturkursleiter und Regisseur Jochen K.Gerberding.
„Wichtig war mir, dass die altdeutschen Dialoge erhalten blieben und das
Drama so nicht lächerlich wirkt." Und zum Lachen war wirklich keinem
zu Mute. Nahezu perfekt versetzten sich die jungen Akteure in ihre Rollen,
Dabei war es egal, ob es sich um den Präsidenten (Tim Kauenhoven)
handelte, der seinen Sohn, Ferdinand von Walter (Claudio La Torre) zur
Heirat mit der schönen Lady Milford (Sara Schulz/Feten Romdhani) zwingen
will, oder die Geliebte Ferdinands. Luise (Dorothea Marek/Stefanie Knipper),
die, bedingt durch die Gefangennahme ihrer Eltern (Kati Bednarek/Jennifer
Kohl, Sven Gieselmann), vom hinterlisten Sekretare Wurm (Frederik Hegemann)
dazu genötigt wird, dem Hofmarschall von Kalb (Sabrina Gerber) einen
Liebesbrief zu schreiben und so die vom Präsidenten missbilligte Beziehung
zu Ferdinand zu beenden. Verwirrung, Intrigen und Hoffnungen erscheint
für die Liebenden nur der Tod als Ausweg. Mit allen versöhnt
geben sie sich ihrem Schicksal hin.
Auf besondere Begeisterung stieß Jungschauspieler Claudio La
Torre, der schon in der Schauspieltruppe „Toppfits" mitwirkte. Seine Hingabe
war wie bei den anderen erkennbar. So ist es nicht verwunderlich, dass
die Zuschauer Szenenapplaus gaben und von der guten Aussprache, dem Gefühl
und der passenden Musik, die auch auf Besen oder Pfeilen gebracht wurde,
begeistert waren.
Rheinische Post vom 17. Juni 2005
Rheinische Post vom 17. Juni 2005
Intrigen, Schmach und eine vergiftete Liebe
VON STEFFEN PENZEL
DINSLAKEN Jochen Gerberding hatte mal wieder hervorragende Arbeit
geleistet. Denn es gibt wohl leichtere Aufgaben, als im Zuge des Schillerjahres
das Drama „Kabale und Liebe" mit einem Literaturkurs der Jahrgangsstufe
12 auf die Bühne zu bringen. Aber die Arbeit des Pädagogen hat
funktioniert. Mit einer Menge sonntäglicher Zusatzschichten, einer
sehr motivierten Truppe EBGS-Schüler und der Unterstützung der
Buchhandlung „Daniel&Haibach" und der ,,r(h) ein-kultur-welt".
Die erste Szene des Stückes beleuchtet schon das Ende. Das Dienstmädchen
Sophie stürmt auf die Bühne und findet die Protagonisten Luise
und Ferdinand von Walter tot vor. Daneben die konsternierten, vor Schmach
und Schreck erstarrten, Eltern von Luise und Ferdinand. „Was ist nur passiert",
fragt Sophie erschrocken in das Publikum. Die folgenden zwei Stunden bieten
Aufklärung.
Giftiges Finale
Ferdinand von Walter ist Sohn eines einflussreichen Adeligen und liebt
unglücklicherweise Luise, die Tochter des Musikers Miller, Ihre Väter
sind beide gegen diese Liebe. So schmieden Präsident von Walter und
sein Sekretär an einer Intrige, um die Hochzeit Ferdinands mit der
Adligen Lady Milford voranzutreiben. Luise lässt sich - da ihre Eltern
mittlerweile in Haft sitzen – auf einen Eid ein, der Ferdinand tief verletzt
und dessen sie sich in ihrer Verzweiflung nur noch durch den Freitod entziehen
kann. Doch Luises Vater stimmt sie nocheinmal um, ehe es zur dramatischen
Schlussszene kommt, in der Ferdinand Luise und sich vergiftet. In den letzten
Atemzügen liegend, können sie sich noch gegenseitig und Ferdinand
seinem Vater vergeben.
Gelungene Percussion
Schon alleine die sehr schein und schnörkellos ins Licht gesetzte
Bühne versprach viel. In ein seichtes Blau und Rot gehüllt, verirrten
sich lediglich der Arbeitstisch des Präsidenten, einen samtrote Couch
und ein runder Esstisch auf und vor der Bühne. Abgerundet wurde die
Atmosphäre durch die Percussions - Einlagen des Musikkurses. Bewaffnet
mit Gläsern, Besen und Metallstangen füllten sie die Pausen zwischen
den Szenen hervorragend aus.
Beachtenswert war die Arbeit des Hauptakteures Claudio La Torre als
Ferdinand, der seine Verzweiflung und Wut sehr authentisch und seine ellenlangen
Monologe komplett ohne Versprecher auf die Bühne brachte,
Und auch der Rest des Laien-Ensembles passte sich, nach anfänglicher
Nervosität, gut an und überzeugte trotz des sehr anspruchsvollen
Stoffes.