Foto: Karin Koster
Gelungenes Bühnenbild, einfühlsame Dialoge – die Theatergruppe AEHLF bescherte dem Publikum mit "Dantons Tod" einen spannenden Abend.
Das Foto zeigt eine Szene mit Clara Brörmann und Frederik Geisler
Große Gefühle aus grausamer Zeit
Trauer, Tod und Wahnsinn: Theatergruppe AEHLF überzeugte mit Büchners Frühwerk "Dantons Tod"

DINSLAKEN. Regisseur Jochen K. Gerberding, Karin Koster und ihre Truppe haben es wieder einmal geschafft, sich in die Herzen ihrer Zuschauer zu spielen. AEHLF nennt sich die Gruppe um den Lehrer an der Ernst-Barlach-Gesamtschule und dieser Name ist mittlerweile zu einem Markenzeichen für engagiertes und ziemlich professionelles Theater geworden. Mit "Dantons Tod" ließ AEHLF in der ausverkauften Aula der Gesamtschule die Geschehnisse in den Wirren der französischen Revolution für zwei Stunden lebendig werden.

Nach "Abgesessen oder Stuhlgänger" (1998) und Büchners Woyzeck im vergangenen Jahr überraschte die Gruppe diesmal mit Georg Büchners erstem Bühnenwerk "Dantons Tod". Der große Agitator Danton hat den Kampf gegen intellektuellen Terror Robbespierres aufgeben müssen. Von Robbespierre und seinen Gefolgsleuten gestürzt, politisch angeklagt, gehasst, und verfolgt sucht Danton Trost bei seinen Freunden Camille und Herault, die ebenso wie er dem Machthunger Robbespierres zum Opfer gefallen sind. Den unermüdlichen Versuchen seiner' treuen Frau Julie, ihn zur rettenden Flucht zu bewegen, zum Trotz bleibt er in Frankreich. Müde und träge wälzt er sich in dem ihn fast erwürgenden "Ekel" vor der Ausweglosigkeit der Menschen gegenüber dem Leid - selbst erduldet und selbst zugerügt. Erst als das Todesurteil gegen ihn verkündet ist, blüht Dantons Lebenskraft neu auf. Die Todesangst setzt Kräfte frei, doch zum Handeln ist es zu spät. Danton und seine Freunde gehen den Weg zur Guillotine. Auch wenn die Dialoge gelegentlich zu sehr herausgeschrien und dann auch dem besten Gehör unverständlich werden, überzeugt die Inszenierung. Büchner, der "Dichter der menschlichen Daseinsnot", wird von ihr wunderbar erfasst. Gebannt verfolgt das Publikum die Gefühlsausbrüche, trauert mit Julie um den zum Tode verurteilten Danton oder um Camille, der dem Wahnsinn verfällt. Den Agierenden gelingt es, die Gefühle dieser grausamen Zeit authentisch zu vermitteln. Ein gelungenen Bühnenbild, einfühlsame Monologe und gelungenen technische Effekte machen Gerberdings Inszenierung zu einem wirklich sehenswerten Stück Theater.

CHRISTINA HELLMANN
Rheinische Post v.29.2.2000