C  A  S  P  A  R
"Ein flüchtiger Gedanke nur voller Träume in einer Zeit des Vergessenwollens"
Teilnahme am Theaterfestival der Stadt Dinslaken




 

Der Zuschauerraum ist abgedunkelt. In seiner Mitte in einem Käfig, Caspar.
Direktes Licht von oben. Das Publikum wird auf dem Weg zu seinen Plätzen am Käfig vorbeigeführt.

PROLOG "Ein wildes Kind"

Erzähler
Ein heißer schwüler Hochsommertag in einer kleinen Stadt in Deutschland im Jahre des Herren.
Über dem Pflaster, das Flimmern einer gnadenlosen Sonne, in den engen Gassen staute sich eine scheinbar alles erstickende Hitze.
Fast ausgestorben lagen Plätze und Häuser, keine Menschenseele zeigte sich. Nur ein streunender Hund wechselte von einer Straßenseite zur anderen um sich im Schatten der Kirche hechelnd niederzulassen.
Am wolkenlosen, windleeren Himmel zeigte sich keine Schwalbe um in schnellen, atemberaubenden Kapriolen ihrer Beute nachzujagen.
Das Leben hatte sich schweratmend zurückgelegt um auf die belebende Kühle des Abends zu warten.
Doch plötzlich scheint etwas diese trügerische Stille zu stören - Fenster werden entriegelt, Türen schlagen, hektische Schritte auf den Straßen, einzelne Rufe werden laut...

1 Habt ihr auch schon davon gehört?
2 Gerade eben, das kann doch nicht wahr sein
3 Wenn das stimmt, dann weiß ich nicht, was ich dazu sagen soll
4 Wie der wohl aussieht?
5 Wo haben sie den denn gefunden?
6 Kann der sprechen?
7 Hat der einen Namen?
8 Wo mag der herkommen?
9 Wie konnte der bloß überleben?
10 Wo ist der jetzt?
11 Ich will den sehen
12 Na, ich aber auch!

A Wovon redeten diese Menschen?
B Was hatte sie so aufgebracht?
A Warum waren sie so aufgeregt?

Erzähler
Welche Unglaublichkeit war nur in diese kleine Welt hereingebrochen... sicher, man hatte schon davon gehört, daß es soetwas gebe in Indien oder in dieser neuen Welt auf der anderen Seite des Ozeans, Amerika. Aber hier, mitten in Deutschland, das war kaum zu glauben: sie hatten ein wildes Kind gefunden

A+B (sachlich)... ein wildes Kind
1-12 (flüsternd)... ein wildes Kind!

Erzähler
... sie hatten einen Wolfsjungen gefunden

A+B (sachlich)... einen Wolfsjungen
1-12 (schreiend)... einen Wolfsjungen!

Erzähler
Einen, der weder Mensch noch Tier zu sein schien.
Neugier, Angst, Sensationslust, Neid, Aggressionen, Eitelkeiten, Aberglauben warfen die Menschen unablässig hin und her.

A Und in ihrer Mitte ein verängstigtes Wesen, der Schatten nur eines Menschen, hilflos und entwurzelt.
B Wer nur würde sich seiner annehmen, wer nur würde ihn schützen?

Erzähler
Aber die Dinge auf dieser unseren Welt nahmen ihren unabänderlichen Lauf

A Schicksal
B Vorbestimmung

Erzähler
oder nur Zufall?


 
 

ES WIRKEN MIT

Erzählerin / Iska GEDZIUS
A / Annika VESTER
B / Jennifer SLECHTA

1 / Annabell EVEN
2 / Mandy KOWER
3 / Sonja ENDRES
4 / Ivy HAHNE
5 / Stefanie GOLDING
6 / Annabell EVEN
7 / Mandy KOWER
8 / Julia MIESKE
9 / Andrea KÜPPERS
10 / Lisa GUTSCHE
11 / Sonja ENDRES
12 / Andrea KÜPPERS

Caspar1 / Jan - Christof TIMM
Caspar2 / Janosch STEUWER

Georg Daumer / Daniel KENTGENS
Elisabeth Daumer / Iska GEDZIUS
Anna Daumer / Laura WEBER
Carl Daumer / Claudio LA TORRE

Quandt, Carls Freund / Miracel KOWSKY
Jannes / Mike HOFFMEISTER

Dr. Pretorius, Arzt / Björn GOLINSKI
Marieke, seine Tochter, Annas Freundin / Julia LIEPERT

Naike / Marina SCHETTL
Jule / Christiane WITTENBORN

Freiherr von Tucher, Präfekt / Joscha Wangerin
Hiltel, Gendarmerieoberst / Frederik HEGEMANN
Cornelis, Pfarrer / Florian IMLAU
Wirtin / Andrea KÜPPERS

Graf von Feuerbach, Staatsrat / Cihan SAVASAN

Unbekannter / Thilo HOLTWICK
Unbekannter1 / Thilo HOLTWICK
Unbekannter2 / Björn GOLINSKI
 

Licht / Michel STEUWER, Christopher BRUNSCH, Thilo HOLTWICK
Ton / Sara RICKERT

Souffleusen / 
Requisite / Lisa GUTSCHE
Theatercafé / Sarah KRUSE

Musikalische Leitung / Andreas WELNA
Text und Regie / Jochen K.GERBERDING


 

SZENENFOLGE

PROLOG "Ein wildes Kind"

"CASPAR HAUSER LIED"1

1. AKT
 "Erschießen, aufhängen oder wegsperren"
 "Ein weißes Pferdchen"
"Zum Wohlergehen der Menschheit"
"Feuer"
"Er heißt Caspar"
"Schmerzen"
"Operation Caspar"
"Amerika"
"In Sicherheit"
"Stärker als ein Stein"

2. AKT
 "So schlug ich meine Augen auf"
 "Er ist anders"
"Interesse"
"Dieser Bastard muß weg"
 "Opfer bringen"
"Freundinnen"
"So schwer zu verstehen"
"Worte"
"Eine Unbekannte"
"Alptraumbilder"

3. AKT
"Ein Befehl"
 "Betrunken"
"Das Attentat"
"Fragen"
 "Das Amulett"
 "Tötet Caspar"
"CASPAR HAUSER LIED"2
"Der Sumpf"
"Die Presse"
 "Soviel von ihm zu lernen"
"Schön ist das Leben"


"Schön ist das Leben"

Erzähler
Nach Caspars Ermordung ging folgendes Gerücht, wie ein Lauffeuer durch Europas Staaten

A durch alle Völker
B durch alle Schichten

Erzähler
Caspar sei der letzte Sohn eines Großherzogs

A der letzte Zähringer Erbprinz
B aus dem Hause Baden

Erzähler
Caspar sei das Opfer einer Intrige des verstorbenen Markgrafen im Machtkampf einer Herrscherfamilie, einer Dynastie,
der jedes Mittel recht war um an die Macht zu gelangen und sie für sich zu sichern.

Anna
Das klingt, als könnte man sich durch Vergewaltigung eine Familie gründen

Caspar1
Zufriedenheit ist die größte Wundertäterin

Caspar2
Sie verwandelt Wasser in Wein, Sandkörner in Perlen, Regentropfen in Balsam

Caspar1
die Armut in Reichtum, das Kleinste in das Größte, das Gemeinste ins Edelste, die Erde in ein Paradies

Caspar2
Schön ist das Herz, das in all seinen Regungen mit sich selbst im reinsten Einklang bleibt

Caspar1+2
Schön ist das Leben, dessen Taten untereinander vollkommen übereinstimmen

Anna (singt tonlos)
Wir suchten und wir fanden ihn auf dem Pfad bei dem Feld.
Der Neuschnee wehte über ihn, sein Gesicht war entstellt.
Das Üttinger Feld liegt lang schon brach,
nur manchmal bellen mir noch die Hunde nach,
dann streu ich ein paar Blumen auf den Pfad, für Caspar.