NRZ vom 16. Mai 2003
Ein tolles Ensemble zeigte Glanzleistung
JUBILÄUM / Carmen-Aufführung knüpfte an den Erfolg der zehnjährigen Theaterarbeit in der Ernst-Barlach-Gesamtschule an.

 DINSLAKEN. „10 Jahre Theater in der EBGS ist schon etwas Besonderes", strahlte Schulleiter Walter Stratenschulte. Und der Erfolg seiner Schülerinnen in all den Jahren gibt ihm Recht. Rund 70 Produktionen seien im Laufe der Jahre entstanden. „Hier haben junge Menschen gearbeitet, gelacht, geweint, gezittert, aber sie wurden auch geformt fürs Leben." Schultheater in der EBGS sei keine Angelegenheit weniger Stars, sondern eine intensive Gruppenarbeit, die Solidarität lehre.
Bereits um 19.00 Uhr ließen sich rund 250 Gäste, darunter auch Bürgermeisterin Sabine Weiss und viele ehemalige Schüler, von der Musik der Rock-AG und den Darbietungen der Tanz-Gruppe mitreißen. So herrschte schon im Vorfeld der. Carmen-Aufführung eine heitere Stimmung.

„Theater war für mich Lampenfieber, Stress, aber auch Freude und Erfolg." Janosch Steuwer weiß, wovon er spricht. Der ehemalige Schüler stand selbst lange Zeit auf „den Brettern, die die Welt bedeuten". Freunde habe er dort gefunden, darunter einen ganz Besonderen: Jochen Gerberding. Ihm, dem Lehrer und Regisseur, der Seele des EBGS-Theaters, so der 20-Jährige, verdanke er viel. "Jochen, Jochen"-Rufe wurden darufhin laut, der Applaus wuchs.
Dann endlich: Stille im Zuschauerraum, Kastagnettenklänge, stampfende Flamencoschritte; Bühne frei für „Carmen". Ein klein wenig anders bot sich dem Opernliebhaber Bizets großes Werk. Obwohl sich die „Toppfiz" an die eigentliche Vorlage hielten. Sieht man davon ab, dass es in dieser Aufführung nur eine einzige Arie gab, die Sprache reichlich modernisiert daherkam. Da gab es kesse Sprüche, auch die Werbung mit Villariba und Villabajo nicht zu kurz. Und selbst des Terminators „hasta la vista" durfte nicht fehlen. Doch gerade das machte den Reiz des Stückes aus.
Faszinierend Laura Weber als Carmen, als sie mit herrlicher Stimme von der Liebe sang, die von Zigeunern stammt. Ein glänzender Jan-Christof Timm als Leutnant Zuniga Morantes, der sein komödiantisches Talent ausspielte. Ein Gegenpol zu ihm in seiner Tragik und Dramatik: Der verliebte Jose,; der Carmen erliegt und sie schließlich aus Eifersucht tötet. Claudio La Torre lebt ihn förmlich.
Ein tolles Ensemble agierte mit Liebe, Spaß und Bravour und verdiente sich den frenetischen Applaus. Vor allem: Bei der Premiere wurde erstmals das Stück in der Gesamtfassung gespielt. (big)

Rheinische Post vom 16. Mai 2003
Feuriges Geburtstagsfest
Mit einer begeistert beklatschten Inszenierung von „Carmen" feierte die Theatergruppe an der Ernst-Barlach-Gesamtschule ihren 10.Geburtstag.

RP-Foto: Jörg Katzur

Das Theater an der Dinslakener Gesamtschule feierte mit einer feurigen Inszenierung Geburtstag
Wenn Carmen Makarena tanzt
  RP-Foto: Jörg Katzur

Von LENA STEEG
DINSLAKEN. „Theater ist die beste Schule des Lebens." resümiert Janosch Steuwer seine Zeit als Mitglied der Theatergruppe "Toppfiz" der Ernst Barlach Gesamtschule. Seine „Theaterkarriere" begann im sechsten Schuljahr und aus der anfänglichen Neugier entwickelte sich rasch ein gewaltiges Engagement für die Theaterarbeit. Erst das Abitur im vergangenen Jahr bremste ihn vorläufig. Trotzdem steht er an diesem Abend wieder in der Aula der Gesamtschule vor einem gespannten Publikum; aber diesmal nur um vom Schauspielern zu erzählen.
Denn das Theater an der Ernst-Barlach-Gesamtschule feiert in diesen Tagen seinen 10. Geburtstag. Und weil es den leidenschaftlichen Schauspielern nicht reicht, sich einfach nur bejubeln zu lassen und an vergangene Auftritte zurückzudenken, läuten sie die nächsten zehn Jahre gleich mit einer feurigen Aufführung ein. Natürlich muss es zum Geburtstag schon was Besonderes ein.
Ein großer Stoff.
„Carmen."
Das Ensemble inszenierte innerhalb vieler Proben ein leidenschaftliches Stück über Liebe, Verzweiflung, Eifersucht und Lebensfreude, das es nun mitreißend auf die Bühne bringt. Es wird getanzt, geklatscht und auf original andalusischen Kastagnetten und Tamborilos musiziert. Heißblütige Zigarrenarbeiterinnen, verwegene Schmuggler und tollkühne Dragoner lassen spanische Kneipen und Stier-kampfarenen lebendig werden. Das Erfolgsrezept fasst Jochen K.Gerberding, Leiter der Theatergruppe, zusammen: „Man nehme ein wenig aus Merimees Novelle, behalte das opernhafte von Bizet, zitiere aus Carlos Sauras filmischer Flamenco- Umsetzung und garniere das Ganze mit aktuellem Augenzwinkern und musikalischen Highlights." Das Einzige und gleichzeitig Wichtigste, was man dann noch benötige, seien 35 junge Schauspieler, die bereit sind, Neues auszuprobieren und hart zu arbeiten. Jochen K. Gerberding hat diese Schauspieler gefunden, die mit selbst geschneiderten Kostümen über die Bühne wirbelten und beim Showdown „Makarena" tanzten, als hätte sie in ihrer Schulzeit nichts anderes gelernt.
 Das Publikum wurde von so viel Energie jubelnd mitgerissen. Der größte Beifall jedoch galt unüberhörbar Gerberding, der die Philosophie seiner Toppfiz-Gruppe mit einem Satz zusammenfasste: „Es wird verdammt Zeit, die Träume mit den Zähnen zu packen."