RHEINISCHE POST vom 10.6.2002

"Brewsters" in der EBGS
Mord aus Nächstenliebe -
rabenschwarz inszeniert


Noch lachen sie. Auch Pastor und Polizist befinden sich zum Tee trinken
im Haus der drei "giftigen" Tanten, ohne etwas von deren Hobby zu ahnen.
Von LENA STEEG

DINSLAKEN. Stellen Sie sich bitte mal für einen Augenblick vor, sie würden von drei entzückenden älteren Damen zum Tee eingeladen werden. Mal ehrlich, würden Sie sich da Gedanken machen, eventuell mit einer Prise Arsen im Holunderbeerwein vergiftet zu werden? Wohl kaum. Und genau das ist das Erfolgsrezept der Brewster-Schwestem in Joseph Kesselrings rabenschwarzer Komödie' "Arsen und Spitzenhäubchen", die am Freitagabend in der Aula der Ernst-Barlach-Gesamtschule zum Besten gegeben wurde.

Die Inszenierung ist in Zusammenarbeit des Literaturkurses mit den Kunst- und Musikkursen der zwölften Jahrgangsstufe entstanden und wurde im Rahmen des Dinslakener Schul- und Amateurtheaterfestivals aufgeführt. Und es gab viel zu lachen:

Der Theaterkritiker Mortimer Brewster muss kurz vor seiner Hochzeit mit der schönen Pfarrerstochter Ellen Harper erfahren, dass seine lieben Tantchen ein ganz besonderes Hobby pflegen. Ältere Herren, die beim Tee trinken von ihrer Einsamkeiten erzählen, werden kurzerhand erlöst - aus Mitleid, versteht sich.

Für die saubere Entsorgung der Leichen ist der Neffe der drei "Wohltäterinnen", Teddy, zuständig. Dieser glaubt nämlich Präsident Roosevelt zu sein und vermutet in den Toten die Opfer einer Malaria-Epidemie, die daraufhin sofort im hauseigenen Keller beigesetzt werden, indem Teddy bereits seit Jahren versucht, Schleusen für den Panamakanal zu graben. Mortimer hat nun Probleme, seine Tanten vom weiteren Morden aus Nächstenhebe abzuhalten. Zu allem Überfluss taucht auch noch Morti-mers längst verschollen geglaubter Bruder und Massenmörder Jonathan auf, der auf der Flucht vor der Polizei mit seinem Freund Dr. Einstein ein geeignetes Versteck für eine Leiche sucht. Das Chaos ist perfekt und zwischen all den verdrehten und absurden Handlungsmustem gilt die Sympathie des Publikums mehr und mehr den Übeltätern des Stückes, frei nach dem Motto: "Da kannst du Gift drauf nehmen."